Viele Firmen investieren in ERP-Systeme und möchten damit auch das Bestands-Management optimieren. Doch eigene Lösungen bieten Einsparungspotentiale. 

Das Bestands-Management von Ersatzteilen ist für Unternehmen eine der größten Herausforderung. Besteht ein Überbestand im Lager, fallen unnötige und vermeidbare Kosten an. Sind zu wenige Teile vorrätig, entgehen den Herstellern Vertriebs- und Umsatzchancen und verärgern im schlimmsten Fall den Kunden. ERP-Systeme sind hier nicht ganz unbeteiligt, denn sie können entscheidende Aspekte bei der Nachfrageprognose schlichtweg nicht leisten. In manchen Fällen verursachen sie indirekte Kosten, hinsichtlich Kapital, Dienstleistung, Zeit und Ressourcen.

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, erweitern immer mehr Hersteller und Großhändler ihre ERP-Systeme mit Add-on-Software für Bestands-Management in der Cloud. Die automatisierten Systeme bieten bedarfsspezifische Prognosealgorithmen, ausgereifte Optimierungsprozesse für Umlaufteile und dynamische Lagerhaltungsstrategien.

Zusätzlich berücksichtigen sie unterschiedliche Faktoren und vergleichen beispielsweise Reparaturzeiten mit Lieferzeiten der Hersteller oder veranlassen eine Ausmusterung von Umlaufteilen. Vielen ERP-Systemen fehlen solche speziellen Funktionen. Zudem mangelt es oft an notwendigen Analyse-Tools, um die Auswirkungen von geänderten Service Levels, Lagerbeständen und Budgetvorgaben zu prognostizieren.

Nutzen Unternehmen ausschließlich ERP-Systeme für das Bestands-Management, sind in der Regel eine ganze Reihe an Mitarbeitern an der Überprüfung der Zahlen beteiligt. Mit einer Bestands-Management-Lösung lässt sich der manuelle Aufwand minimieren, Prozesse beschleunigen und automatisieren. Die Planung des Bestands wird auf Basis globaler Bedarfspläne ermittelt und entsprechend der Nachfrage erzeugt. Der vorhandene Bestand, lokale und weltweite geplanten Materialbewegungen, variable Beschaffungszeiten und die jeweiligen unternehmensinternen Bestandsrichtlinien fließen dabei in die Planung mit ein.

Service Level und Lagerbestände

Die Balance zwischen Service Level und Lagerbeständen ist eine diffizile Aufgabe und kann erhebliche Auswirkung auf die Kosten haben. Die Bestandsanalyse und -simulation in innovativen Bestands-Management-Lösungen vereinfacht und erleichtert die Planung. Verschiedene Szenarien können im Detail durchgespielt werden, ehe das Bestands-Management grundsätzlich verändert wird.

Hinzu kommt die wachsende Erwartungshaltung der Kunden im Hinblick auf die Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Um eine hohe Zufriedenheit sicherzustellen und Kunden zu halten, müssen Unternehmen Ersatzteile sofort liefern können. ERP-Systeme geben hier keinen Einblick in die komplexe Wechselbeziehung zwischen Bestandsstrategie und Kundenservice.

Verschiedene Standorte

ERP-Systeme sind nicht für globale Vertriebsnetze mit Ersatzteilen an mehreren Standorten konzipiert. Automatisierte Lösungen für das Bestands-Management sind hingegen speziell für das Multi-Echelon-Bestands-Management entwickelt. Sie können an jedem Punkt der Lieferkette eine genaue Prognose erstellen und sogar die Bestandsoptimierung für die gesamte Lieferkette planen. Auf Basis einer umfassenden Bestandsübersicht erhalten Unternehmen alle Informationen, die sie für die Entscheidungsfindung benötigen.

In vielen Unternehmen finden sich noch unabhängig voneinander arbeitende ERP-Systeme, die auf einzelne Standorte und unterschiedliche Anforderungen ausgerichtet sind. Ein einheitliches konsolidiertes System fehlt. Bestands-Management-Lösungen übernehmen zwar spezielle Aufgaben, zum Beispiel im Ersatzteilgeschäft, lassen sich aber in bestehende Systeme integrieren und ergänzen diese.

Mitarbeiter können unternehmensübergreifend auf Daten zugreifen, relevante Informationen austauschen und die Prozesse über die komplette Wertschöpfungskette entsprechend koordinieren. Mit Prozessvoreinstellungen und Standardadaptern lässt sich die Implementierung beschleunigen und die Kosten künftiger Änderungen senken.

Vorteile Cloud-basierter Lösungen

Auch ist ein Großteil der ERP-Systeme noch nicht in der Cloud zu finden, womit die Unternehmen ein hohes Maß an Flexibilität und Agilität verlieren. Über die Cloud lassen sich Bestands-Management-Systeme unternehmensweit bereitstellen und Upgrades wesentlich einfacher und kosteneffizienter machen. Gleichzeitig sind die Anfangsinvestitionen und Gesamtbetriebskosten bei Software as a Service (SaaS) wesentlich niedriger, so dass sich weitere Einsparungen ergeben.

Unternehmen können ihren Lagerbestand bis zu 30 Prozent reduzieren und dabei ihr Serviceniveau erfüllen oder sogar steigern. ERP-Systeme allein können das Potential insbesondere bei Ersatzteilen nicht voll ausschöpfen. Fehlende Funktionalitäten, die für die Bestandsführung und Logistik tatsächlich Mehrwert generieren, lassen sich allerdings einfach durch Add-On Software ergänzen.

Wie hoch das Einsparungspotential für Unternehmen beim Ersatzteilgeschäft ist, hängt dabei vom Lagerbestandswert und Gesamtumsatz ab. Grundsätzlich aber gilt: Je höher und komplexer der Lagerbestand ist, desto mehr lohnt sich die Investition in eine intelligente Bestands-Management-Software. Unternehmen können dadurch flexibler auf die Dynamik des Marktes und auf aktuelle Nachfragetrends reagieren. Und sie schaffen es, eine Balance zwischen Überbeständen und Service Level zu finden – und damit auch eine hohe Zufriedenheit bei ihren Kunden sicherzustellen.

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