Sharing Economy punktet mit Nachhaltigkeit, Flexibilität und hohem Kundenservice. Wer von dem Geschäftsmodell als Hersteller profitieren will, muss vor allem seine After-Market Services optimieren.

Für das Erfolgsrezept der Sharing Economy gibt es im B2C bekannte Beispiele: Der größte Fahrdienstanbieter Uber bringt Kunden von A nach B ohne auch nur eine einziges Fahrzeug zu besitzen. Die Buchungsplattform Airbnb vermittelt Reisenden Unterkünfte in aller Welt ohne tatsächlich über eigene Immobilien zu verfügen. Das Konzept vom Teilen und Tauschen von nicht benötigten Gütern und Dienstleistungen über einen befristeten Zeitrahmen hinweg hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr zum Geschäftsmodell entwickelt. So nutzen in Deutschland bereits mehr als 1,7 Millionen CarSharing-Dienste von Mercedes (Car2go), BMW (Drive Now) und Co. Verkauft werden nicht mehr nur Fahrzeuge, sondern generell Mobilität. Kunden profitierten von mehr Flexibilität und sparen gleichzeitig laufende Kosten wie Kfz-Steuer, Versicherungsbeiträge, Parkplatzmiete und anfallende Reparaturkosten.

Power by the Hour

In der Produktion setzen Hersteller schon länger auf den gemeinsamen Zugang zu Ressourcen, um ihre Profitabilität zu steigern. Das Vermieten von Maschinen und Geräten ermöglicht es Kunden notwendige Anlagen für eine bestimmte Anzahl von Betriebsstunden zu nutzen und so Investitionen in Anlagevermögen zu umgehen. Der Triebwerkhersteller Rolls-Royce führte das „Power by the Hour“-Geschäftsmodell bereits in den 60er Jahren in der Luftfahrt ein. Triebwerke wie Ersatzteile stehen dabei für einen Festpreis zur Verfügung, wobei die Kosten nach Flugstunden berechnet werden. Betreiber der Flugzeuge können so ihre Kapitalausgaben in Betriebsausgaben umwandeln, genauer kalkulieren und Kosten einsparen. Für die Überwachung, Wartung und Reparatur über die gesamte Lebensdauer des Triebwerks bleibt der Hersteller verantwortlich, der damit auch die Ersatzeilbevorratung übernimmt. Der Kunde bezahlt die Kosten für Arbeitszeit und benötigtes Material nur bei anfallenden Instandhaltungsmaßnahmen. Mit dem Power by the Hour-Modell definierte Rolls Royce eine neue Art von Kundennutzen: Angeboten wurde nicht mehr das High-Tech-Produkt Triebwerk, sondern die Dienstleistung des Fliegens an sich.

Auch in der Logistik eröffnen solche Modelle neue Geschäftsbereiche. Ein Beispiel sind Mobility Services, die eine bessere ökologische wie ökonomische Auslastung von LKWs ermöglichen. Noch immer sind rund ein Fünftel aller Lastwagen in Europa leer unterwegs. Über Plattformen und Frachtbörsen lassen sich hingegen Fuhren unabhängig von Spediteur oder LKW-Hersteller vermitteln und koordinieren. Neben dem Kerngeschäft Produktion und Verkauf können Hersteller so als Dienstleister auftreten und neue Services rund um Frachtdienste, Automatisierung und Flottenmanagement anbieten.

Boom am Bau

Insbesondere bei langlebigen Gebrauchsgütern und saisonal volatilen Märkten wie Baumaschinen oder landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen ist die gemeinsame Nutzung bzw. das Mieten und Vermieten von Geräten sinnvoll. Der globale Rental-Markt für Baumaschinen soll bis 2022 auf voraussichtlich 84,6 Mrd. US-Dollar wachsen, was unter anderem auf die weltweit zunehmende Bautätigkeit und steigende staatliche Investitionen in Schwellenländern zurückzuführen ist. Maschinenanbieter werden über Sharing-Modelle bis 2019 voraussichtlich mehr als 110 Mrd. Dollar erwirtschaften. Besonders das hohe Wachstumspotenzial in aufstrebenden Märkten in Asien macht das Modell attraktiv. Angesichts der stetig steigenden Arbeitskosten und des verlangsamten Wirtschaftswachstums in großen Volkswirtschaften wie China und Indien ist es für Bauunternehmen, Bauherren und Subunternehmer profitabler, Ausrüstungen zu mieten anstatt sie zu kaufen, um so Kosten zu senken und gleichzeitig an Agilität zu gewinnen.

Erster Schritt: Effiziente After-Sales-Services

Die Entwicklung ist vielversprechend. Um von Sharing-Modellen profitieren zu können, heißt es jedoch auf Seiten der Hersteller Lieferengpässe zu vermeiden und ein hohes Grad an Kundenservice anzubieten. OEMs – insbesondere solche mit Händlernetzen – müssen umdenken und auf die veränderten Anforderungen und Erwartungen ihrer Kunden noch stärker eingehen. Hersteller müssen sicherstellen, dass ihre Geräte genau dann einsatzbereit sind, wenn diese benötigt werden. Ohne ein effizientes Ersatzteilmanagement ist das kaum möglich. Ziel ist es, Ausfallzeiten sowie nötige Reparaturarbeiten auf ein Minimum zu reduzieren und Servicelevel wie Ersatzteilverfügbarkeit auf einem konstant hohen Niveau zu halten. Höhere Verfügbarkeit heißt dann auch höherer Umsatz. Daher müssen After-Sales-Services über die gesamte Servicekette hinweg optimiert werden. Gelingt dies, können Anbieter den Lagerbestand von Ersatzeilen um 20 bis 30% reduzieren und den Bruttogewinn um bis zu 20% steigern – bei gleichzeitiger Maximierung der Betriebszeiten.

Neue, auf Kunden ausgerichtete Geschäftsmodelle wie Sharing Economy sind ein Grundmerkmal für das Internet der Dinge und Industrie 4.0. Neue Produktinnovationen und komplexe High-Tech-Systeme sichern nur so lange die Wettbewerbsfähigkeit eines Herstellers, solange der Service stimmt. Die Optimierung von After-Sales-Services ist dabei ein wichtiger Schritt, um die wachsenden Erwartungen tatsächlich erfüllen zu können und jederzeit Kunden nicht nur ein leistungsfähiges Produkt, sondern auch den optimalen Nutzen zur Verfügung zu stellen.

SHARE THIS POST